Das
erste Mal habe ich darüber was im TV gesehen, muss ja Ewigkeiten her
sein. Ich weiß nur mehr, dass sie in dem Bericht erzählt haben,
dass es sich hierbei um eine tolle Gelegenheit handelt, weil man
nicht nur zu einem gratis Schlafplatz kommt, sondern auch viele,
neue, Leute kennen lernen kann. Und Neue Leute, das hat mir in dem
Augenblick gefehlt, als ich mich entschlossen habe mich dem Couch
Surfen anzuschließen. Natürlich haben da auch andere Sachen
mitgespielt. Zum Beispiel bin ich ein schüchterner Mensch, dies
jedoch nur aus meiner Sicht, denn meine Freunde halten mich alle für
sehr extrovertiert und verrückt Ich bin kein Mensch der viel Risiko
eingeht, höchstens mal wenn ich der Straßenbahn nachrenne um sie
dann doch zu verpassen. Ich wollte etwas machen, dass mich ein
bisschen lockerer macht, mich offener macht, offen für Neues und
Aufregendes. Abgesehen davon kann man doch nie genug Bekannte haben,
man weiß ja nie was das Leben alles bring, und wann einer von denen
mal helfen kann.
Die
schlussendliche Endscheidung viel jedoch als ich wieder mal depressiv
daheim herumgegammelt habe. Denn die letzten drei Jahre ging es so
ziemlich turbulent bei mir zu, was dazu führte, dass sich mein
Nummernverzeichnis im Handy deutlich minderte. Ich wollte mich sehr
wahrscheinlich dagegen wehren immer mehr zu vereinsamen und dann habe
ich mir gedacht: „Hej, was kann mir schlimmeres passieren als das
ich jemanden rausschmeißen muss, wenn er/sie sich blöd benimmt“.
Also habe ich mich vor dem PC gesetzt und mir mein Profil auf CS
erstellt. Das ist jetzt ca. ein halbes Jahr her.
Als
Profilfoto nahm ich sicherheitshalber mal ein richtig schönes Pic
von mir, schließlich will man sich doch von seiner Schokoladenseite
der Welt präsentieren, was in diesem Fall auch wirklich zutrifft,
den CS ist ein weltweites Projekt.
Da
die Seite wie bereits erwähnt international ist, habe ich in meinem
besten Englisch die gewünschten Angaben gemacht, zumindest versucht
dies zu tun. Unter anderem gab ich den Grund an wieso ich bei CS mit
machen will. Der war, das ich denke, dass es sich hierbei um ein
interessantes Projekt handelt wobei es besonders für die Leute gut
ist die nicht so viel Geld haben (Studenten zum Beispiel). Sowohl
auch für die, die nicht reisen können oder wollen, und einfach nur
neue Leute kennen lernen möchten. Weiters sollte man auch die
üblichen Angaben wie Hobbies, Lebensmotto usw. angeben. Ich habe
also all das brav ausgefüllt. Schließlich sollen die interessierten
SurferInnen sich ein gutes Bild von mir machen, bevor sie sich
entscheiden mich anzuschreiben. Nicht zu vergessen, meine
Couch-Beschreibung, die folgend lautet:
my
couch is an nice and comfortable on. She like when people sleep on
her, but just when they are cultivated.
Sometime I sleep also on her, lot of times a fall a sleep, while reading a book, I love my couch!
Sometime I sleep also on her, lot of times a fall a sleep, while reading a book, I love my couch!
Mein
Sofa ist ne nette und komfortable. Sie (haha, ich habe also ein
weibliches Sofa) mag es wenn Menschen auf ihr schlafen, aber nur wenn
sie kultiviert sind.
Manchmal
schlafe ich auch auf ihr ein, beim Buch lesen, ich liebe mein Sofa!
Tja,
es dauerte nicht lange und ich wurde schon angeschrieben, ob das wohl
am Foto liegt? Ja, würde ich schon sagen, denn meistens werde ich
von Männern angeschrieben. Stört mich aber nicht!
Da
ich voller Tatendrang war, wollte ich so schnell wie möglich einen
Couchsurfer willkommen heißen.
Bei
meinem ersten „Opfer“ handelte es sich um einen Italiener.
K.
hat sehr sympathisch geschrieben, die Bewertungen die er von anderen
Hosts bekommen hat waren auch alle positiv, somit sah ich kein
Hindernis um ihn nicht einzuladen. Hmm, na ob das gut gehen wird?
Ganz
wichtig ist hierbei zu erwähnen, dass ich unter Hobbies angegeben
habe, dass ich sehr gerne koche. Da, ja, mein Englisch jedoch nicht
einwandfrei ist, hat sich da ein kleiner Fehler eingeschlichen. Der
damals von mir verfasse Satz lautete nämlich nicht „ I like to
cook“ (ich mag kochen), sondern ich schreib „I like to cock“
(was man als, ich mag zwei Schwänze fehlinterpretieren könnte, bzw.
ich mag es gevögelt zu werden oder sonnst was).
Als
K. ankam, erzählte er mir im ersten Gespräch was da eigentlich auf
meinem Profil steht. Oh man, ich wurde sofort rot wie ne Tomate, wir
lachten herzlich darüber. Somit war die ganze Schwanz-Sache für
mich erledigt. Für ihn anscheinend nicht.
Den,
Männern klingen solche Sachen anscheinend noch lange im Kopf nach.
An dem Abend, den der K. bei mir verbracht hatte, versuchte er mich
zu überreden doch im selben Zimmer wie er zu schlafen. Es folgten
versuche seinen Arm um mich zu legen usw.
Also
bitte, da bracht man kein Psychoanalytiker zu sein um solche
Körpersprache fehl zu interpretieren. Der hat es sich doch
tatsächlich gedacht, das es ein Mädchen in Wien gibt die nur darauf
wartet von ihm flachgelegt zu werden, so ein Depp.
Am
nächsten Morgen wollte er nicht mal frühstücken sondern hat sich
gleich wieder verpisst, fand ich gut so.
Nach
dieser „italienischen Erfahrung“ war ich eigentlich schon wieder
am überlegen das Ganze CS-Ding wieder abzublasen. Doch dann kam die
Rettung. Sie hieß C. war aus Schweden und so gar nicht die typische
Schwedenbombe. Ursprünglich kam sie aus Somalia oder so, ich weiß
es echt nicht genau.
Egal,
als C. vor mir stand habe ich sie gleich in die Arme geschlossen, wie
als würden wir uns schon eine Ewigkeit kennen. Wahrscheinlich lag es
an ihrem breiten Grinsen und ihren super-weißen Zähnen, die durch
ihre dunkle Haut wie zwei Neoröhren leuchteten.
Sie
verbrachte insgesamt drei Tage bei mir. In den drei Tagen sind wir so
viel durch Wien gelatscht das mir fast die Füße abgefallen sind.
Ich erzählte ihr von dem komischen Italiener und dass sie der Grund
ist, das ich weiter bei CS mitmachen werde.
Lustigerweise
war ihr nächstes Ziel Milano, so habe ich noch mitbekommen können
wie sie einen jungen Italiener angeschrieben hatte. Er schrieb ihr
sehr erfreut zurück, dass seine Eltern sich nicht Daheim befinden
und sie sturmfreie Bude haben werden.
C.
konterte mit der Frage, ob das eine Aufforderung für Sex sein
sollte, denn sie wäre in dem Fall gewillt ein Hostel zu bevorzugen.
Viele sehen Couch Surfing nämlich als eine Art „Vielleicht
passiert´s“ Seite dh. vielleicht spring der Gast aus lauter
Dankbarkeit mit mir ins Bett.
Tja,
man weiß nie was schlussendlich dabei raus kommt.
C.
hatte sich letztendlich für einen anderen Host in Mailand
entschieden, was auch nicht gerade die beste Lösung war, wie es sich
im Nachhinein gezeigt hatte. Sie war dann bei einem Pärchen die
anscheinend in einer total versifften und vollgepissten Wohnung
lebten, mit fünf Katzen, dort blieb sie jedoch nur eine Stunde und
suchte sich schlussendlich doch ein Hostel.
Beim
Abschied von C. war ich etwas traurig, denn in der kurzen Zeit hatte
ich viel Spaß mit ihr.
In
ihrer Bewertung (jeder Surfer oder Host kann nämlich Kommentare am
Profil seines Gastgebers bzw. Gast hinterlassen) schrieb sie
folgendes über mich:
She
is go easy going that once you enter her place it feels as if you've
known her for a long time ago and this was just yet another visit.
Vienna was so much better with her. One just have to love her!
Wenn
man zu ihr kommt, hat man das Gefühl sie schon lange Zeit zu kennen
und das man einfach nur wieder mal zu Besuch kommt. Wien war so viel
besser mit ihr. Man muss sie einfach lieben!
Nicht
übel für die erste Referenz!
Mein
dritter Couch Surfer war F. Ein Spanier, aus Malaga. Als ich ihn das
erste Mal in real life gesehen habe, hatte ich nur einen Gedanken:
„Scheiße, der Typ ist ja riiiiesig“. Ich schätze mal so an die
zwei Meter, Schuhgröße 50, ohne Scheiß!
Wie
seine beiden Vorgänger bekam auch er ne herzliche Umarmung. Wir
gingen noch am selben Abend zu Fuß zum Ring, ich zeigte ihm das
Museums Quartier. Das Naturhistorische und Kunsthistorische Museum
haben es ihm dann besonders angetan. Ich erzählte ihm dann von der
dicken Dame in der Mitte des Museumsgartens. Ich sagte ihm, dass es
sich hierbei um Maria Theresia handelte, der Frau die dem einfachen
Volk ermöglichte lesen und schreiben zu lernen, oh,
so great she was und
noch ein weiteres Bisschen Bla,Bla über die Museen.
F.
hörte mir die ganze zeit aufmerksam zu, wir witzelten rum und
lachten viel. Vielleicht liegt es daran, dass ich jeden/jede die zu
mir zu Besuch kommen, so behandle wie einen alten Freund, das
entspannt die Leute anscheinend.
Am
nächsten Tag haben wir dann ne typische Touristensache gemach, wir
sind auch mit einem Schiff die Donau entlang geschippert, so ziemlich
das Langweiligste was ich jemals gemacht hatte, vor allem das in der
Schleuse stehen war zum Einschlafen. Diesen Abend haben wir dann beim
Schach ausklingen lassen, er mit nem Bier und ich mit einem guten
Glas Merlot.
Am
nächsten Tag bedankte sich der große Spanier bei mir und ging zum
nächsten Host. Er lies sich nicht nehmen mir zu sagen, dass ich ihn
unbedingt in Malaga besuchen sollte und das möglichst noch diesen
Sommer.
Ich
hatte mich sehr über das Angebot gefreut und ihm gesagt, mein Bestes
zu versuchen, aber das ich nichts versprechen konnte. Denn C. hatte
mich schon davor nach Stockholm eingeladen und ich wollte sie zu Erst
besuchen. Es folgte noch ein dicker Schmatzer auf meine rechte Backe
und ne feste Umarmung so wie „Bye, Bye!“
Wie
als hätte ich es geahnt, sagte ich noch zu ihm, dass er, falls es
ihm nicht beim neuen Host gefallen würde, wieder bei mir schlafen
könnte. Einen halben Tag später kam auch eine Nachricht von ihm,
das er eigentlich lieber bei mir wäre als dort und das er am
nächsten Abend zu mir kommen wird falls ich damit einverstanden bin.
Wieso nicht, dachte ich mir, schließlich fand ich ihn ja nett,
abgesehen von seiner Macke sich nicht gerade gern die Hände nach dem
Besuch der Toilette zu waschen.
Unseren
letzten Abend verbrachten der Spanier und ich damit fast die ganze
Zeit vor dem PC zu sitzen. Wir tranken slowenischen Rotwein und
hörten Musik auf Youtube. Er übersetzte mir spanische Schnulzen und
ich ihm die Lieder von den Ärzten.
Wir
redeten und lachten sehr viel an dem Abend. Laut seiner Körpersprache
war es unübersehbar das er was von mir wollte, oh man, Männer sind
so leicht zu durchschauen. Irgendwann im Gespräch ist mir dann „You
want to kiss me. Do you?“ (Du willst mich küssen, nicht wahr?),
rausgerutscht. Uuuuuups, damit traf ich genau ins Schwarze. Er sah
mir tief in die Augen und stammelte ein schüchtern „Yes“.
Tja,
auch wenn www.couchsurfing.org
keine Datigseite ist, heißt es noch lange nicht, dass nicht hier und
da, doch ein Küsschen seinen Weg findet.
Und
manche Hosts tun aber auch wirklich alles, für eine Gute Referenz
Am
nächsten Tag verabschiedeten wir uns erneut, diesmal wohl für
immer, denn die Scheiß-Flüge nach Spanien sind mir derzeit echt zu
teuer. Obwohl ich einen Tapetenwechsel wirklich gut gebrauchen
könnte.
Finde
ich aber gar nicht mal so schlimm, den mich zieht es viel mehr nach
Stockholm.
Alles
in allem bin ich derzeit sehr zufrieden mit meiner Erfahrung auch CS
und hoffe bald wider jemanden begrüßen zu können. Doch noch
lieber würde ich mich aus meiner Höhle wagen, und selber Erfahrung
als Couch-Surfer sammeln. Einfach ein Ticket checken, dann ein
Plätzchen bei einem netten Host finden und ab die Post, weg bin ich!
Ich
trau mich aber nicht, noch nicht.
Doch
wie sagt man so schön:
You will
never know if you don't try!
2004
wurde das Projekt ins Leben gerufen, seit dem haben mittlerweile über
1.700.000 Menschen dieses System genützt und 1.900.000
Freundschaften geschlossen.
Couchsurfing ist übrigens auf der ganzen Welt möglich, sogar am Nordpol ;-)
Couchsurfing ist übrigens auf der ganzen Welt möglich, sogar am Nordpol ;-)
Hat
man sich mal dazu entschlossen bei CS mitzumachen, so muss man zu
aller Erst ein Profil auf der http://www.couchsurfing.org/Seite
erstellen. Dies soll den anderen Surfern (die, die ein Plätzchen
suchen ) und den Hosts (die, die ein Plätzchen anbieten) die
Möglichkeit geben sich ein Bild von dir machen zu können. Ist
dieser Schritt getan, kann es auch schon losgehen.
Hierbei
geht es um ein weltweites Netzwerk, das einem die Möglichkeit gibt
in fremden Ländern einen freien Schlafplatz zu bekommen. Das soll
heißen, man übernachtet GRATIS bei wildfremden Menschen, ist also
nicht jedermanns/fraus Sache. Hierbei sei noch zu betonen, dass nicht
unbedingt ein Sofa für die Übernachtung zur Verfügung steht.
Manche Hosts bieten einen Schlafplatz am Boden an und manche sogar im
eigenen Bett, dh. du schläfst mit deinem Gastgeber im selben Bett.
Dies ist aber eher die Ausnahme, was ich so weiß.
Sollte
man, so wie ich es bin, zu der verschreckten und schüchternen Sorte
gehören, so sei einem zu empfehlen sich mal als Host anzubieten.
Denn erstens müssen dann die Anderen den ersten Schritt machen und
zweitens hast DU noch immer die Wahl wenn DU aufnimmst und zur Not
auch wegschickst. Wenn dir jemand eine Anfrage schickt, lies dir sein
Profil gut durch, sieh dir seine Bewertungen an, und dann entscheide
erst ob du jemanden aufnimmst. Natürlich kann man sich da auch auf
sein Bauchgefühl verlassen, ich mach das zum Beispiel so.
Wer
sich für diese ungewöhnliche Art des Reisens entscheidet, eröffnet
sich hiermit eine völlig neue Welt, abseits des typischen
Touristengetummels. Man lernt interessante Menschen kennen, sieht
Orte die nicht unbedingt auf der Sightseeing-Liste stehen und es
sollte sogar vorgekommen sein, dass manche die Liebe des Lebens mit
der Hilfe von Couch Surfing gefunden haben.
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